Ein Mißverständnis

Armeen haben es in einer offenen Gesellschaft nicht leicht. Strukturell völlig anders konzipiert, wirken sie nicht selten fremd, irgendwie anders.
Offene Gesellschaften neigen dazu, Konflikte eher nicht eskalieren zu lassen, sondern sie entweder im Konsens zu lösen oder zumindest einen modus vivendi zu finden.
Armeen jedoch, das liegt in der Natur der Sache, treten erst wirklich in Aktion, wenn ein Konflikt eskaliert. Das macht die Sache nicht einfacher.
Nun hat der Beauftragte für die Bundeswehr sich über mangelnde Unterstützung für die hiesige Armee in der Bevölkerung beklagt und behauptet, „die Intellektuellen“ hätten sich so gut wie nie mit der Bundeswehr beschäftigt.
Wie sehr viele Pauschalurteile ist auch dieses nahe am Unsinn. Wer einen Satz äußert wie: „Zum Beispiel die ganze intellektuelle Welt. Sie hat sich in den 60 Jahren Bundesrepublik so gut wie gar nicht um die Bundeswehr gekümmert.“ sollte sich fragen lassen, inwieweit er sich eigentlich in den letzten 60 Jahren um die intellektuelle Welt gekümmert hat. Für den Anfang möge er sich eine Liste mit Dissertationen zur Bundeswehr schicken lassen, anschließend empfehle ich den Besuch eines Zeitungsarchivs und zum Schluß kann er dann noch bei all den Bundeswehrangehörigen vorbeischauen, die auf Armeekosten studieren (oder sind das dann keine Intellektuellen?).
Aber über die alten Ressentiments der Militärs gegenüber Geisteswissenschaftlern und anderem Schreibtischgesocks möchte ich hier nicht weiter schreiben, mir geht es um etwas anderes.

Die „mangelnde Unterstützung in der Bevölkerung“ für die Bundeswehr halte ich für ein Gerücht, oder besser formuliert: Ein Mißverständnis.

Im Laufe der Jahre wurde viel über „Staatsbürger in Uniform“ geredet und damit suggeriert, die Bundeswehr sei eigentlich nichts anderes als, sagen wir mal, ein Krankenhaus oder ein Postamt. Die Dienstkleidung der Soldaten ist dann halt nur zufällig nicht weiß oder blau, sondern eben khaki.
Das ist aber Unfug, hoffe ich zumindest. Denn eine Armee kann ihren Job nur erledigen, wenn die konsequente Subordination funktioniert. Was auch immer gerne erzählt werden mag, im Falle eines Verteidigungsfalles muß an einer Stelle entschieden werden und das sollte dann auch ohne langwierige Diskussionen und Wiedervorlagen umgesetzt werden. Eine Armee, in der Parlamentsdebatten über den nächsten Schritt ausbrechen, wird kaum einen ernstzunehmenden Gegner abgeben. Selbstverantwortung des Soldaten hin oder her, Gewissensfreiheit schön und gut, aber, wenn es heißt: „Die oder Wir“ spielte und spielt das keine Rolle.
Nein, „Staatsbürger in Uniform“ meint einfach nur, daß die Soldaten nicht in einen anderen Staat wechseln, wenn sie ihre Dienstkleidung anlegen (man hat da so Erfahrungen gemacht…). Ansonsten aber bleibt eine Armee eine Armee. Und in einer Armee werden Aufträge erteilt und ausgeführt.

Derzeit gibt es eben beispielsweise den Auftrag, in Afghanistan Schulen zu bauen und Gegner dieser Idee daran zu hindern, die Bundeswehr bei der Ausführung ihres noblen Auftrages zu stören.
In der Bevölkerung hierzulande melden sich nun aber viele Stimmen, die meinen, unsere Armee führe da einen Auftrag aus, für den sie gar nicht zuständig sei (und es gibt gute Gründe, die Interpretation des Verteidigungscharakters, den Herr Struck diesem Einsatz zubilligt, anzuzweifeln). Dies interpretiert Herr Robbe nun also als „mangelnde Unterstützung“ für die Bundeswehr.

Und genau das ist ein Mißverständnis. Freilich, die Denkstruktur einer Armee läuft zwangsläufig auf ein „Für uns oder gegen uns“ hinaus legt die Identifikation des Auftragnehmers mit dem Auftrag nahe. Soldaten, die von der Richtigkeit ihres Tuns vollkommen überzeugt sind, waren schon immer die effektivsten Soldaten.
So aber wird in offenen Strukturen nicht gedacht. Dort ist die getrennte Bewertung von Auftrag (Schulen bauen und Taliban killen in Afghanistan) und Auftragnehmer (unsere Jungs) durchaus üblich.
Anders gesagt:
Man kann die Bundeswehr für eine dufte Truppe halten, die Spitzenarbeit macht, aber trotzdem der Meinung sein, sie solle diese vielleicht nicht grade in Afghanistan verrichten.
Sprich:
Die Ablehnung betrifft eher den Auftraggeber, bzw. den Auftrag selbst, nicht aber zwangsläufig den Auftragnehmer, der ja schlicht nur seinen Job macht (wobei ich nicht gesagt haben will, daß es niemanden gäbe, der beides ablehnt, bzw. der auch beides toll findet).
Würde der gute Herr Robbe nämlich einmal Umfragen in seine Betrachtungen einbeziehen, die diesem Umstand Rechnung tragen (wie diese hier zum Beispiel, die er kennen sollte), wäre ihm klar, was seine Behauptung ist: Unsinn (sollte es ihm klar sein, was naheliegend ist, müßten wir dies freilich anders bezeichnen, aber ich interpretiere hier mal wohlwollend).
Daß sich dies für die Soldaten, die in Afghanistan sind, anders darstellt und ihr sowieso schon nicht gerade ersprießlicher Alltag dort von einer solchen Ablehnung daheim nicht angenehmer wird, sei zugegeben.

Die Armee ist ein Thema, mit dem sich der Hausheilige recht ausführlich beschäftigt hat, ich möchte ihn an dieser Stelle mit einem Hinweis darauf zitieren, warum es wichtig ist, daß die Bundeswehr eben nicht außerhalb der Gesellschaft stehen darf (ihr wißt schon, der „Staatsbürger in Uniform“):

Bis dahin stand man sich als Mitmensch und Gegner gegenüber, – wenn man aber nicht mehr weiter kann, befiehlt man ›dienstlich‹. Praktisch: die Kommandogewalt gilt immer. Das ist eine gefährliche Waffe in Händen von Leuten, die noch nicht weit genug sind, um zwischen Privatverhältnissen und dem Dienst zu unterscheiden. Im Gegenteil: nachts um zwei, wenn man nicht mehr gerade stehen kann, hört die Gemütlichkeit, aber auch der Dienst auf.

[in: ‚Dienstlich‘. Werke und Briefe: 1913, S. 108. Digitale Bibliothek Band 15: Tucholsky, S. 570 (vgl. Tucholsky-GW Bd. 1, S. 119-120) (c) Rowohlt Verlag]

Das Buch zum Sonntag (7)

Für die morgen beginnende Woche empfehle ich dem geneigten Lesepublikum zur Lektüre:

Francis Scott Fitzgerald: Der große Gatsby

Fitzgerald (1896-1940) ist DER amerikanische Schriftseller des Jazz-Age (Hemingway: „F. Scott Fitzgerald war der Größte unter uns allen“). Nicht nur, weil seine Werke diese Zeit hervorragend eingefangen haben, sondern auch, weil sein Leben geradezu exemplarisch für diese Zeit steht.

„Der große Gatsby“, 1925 erschienen, spielt in der Zeit der Prohibition. Der Erzähler wird Nachbar Gatsbys, der sich aus ärmlichsten Verhältnissen in die allerhöchsten Kreise gearbeitet hat. Und es wird schnell klar, daß hier durchaus ein Zusammenhang zum Ausschankverbot für alkoholische Getränke gesehen werden darf.
Nick, so der Name des Ich-Erzählers, erzählt im Rückblick die Geschichte Gatsbys, soweit er sie miterlebt hat. Die Leser werden Zeugen von unglaublichen Festen und Ausschweifungen, von aus Langeweile geborenen Exzentrismen und einer geradezu hoffnungslosen Liebe zu einer Frau, die in ihrer Unstetigkeit eher einem Schmetterling als einem Gänseblümchen ähnelt.

Was den Roman aber über den Zeitkolorit hinaus lesenswert macht, ist seine sprachliche Leichtigkeit, sein eleganter Stil und seine unter der Oberfläche hervorschillernde Tiefgründigkeit, die sich nicht selten erst im Nachgang offenbart (also dann, wenn man das Buch bereits selig zur Seite gelegt hat.)

Ich persönlich habe aus diesem Buch einen meiner wichtigsten Lebensgrundsätze übernommen und der eröffnet diesen Roman:

In my younger and more vulnerable years my father gave me some advice that I’ve been turning over in my mind ever since.
„Whenever you feel like criticizing any one,“ he told me, „just remember that all the people in this world haven’t had the advantages that you’ve had.“

Ihr könnt mich nachts um drei wecken, ich wäre in der Lage, diese Stelle zu zitieren. 😉
In der deutschen Übersetzung verliert dieses Zitat übrigens erheblich. Womit ich bei einem seltenen Problem angelangt bin: Ich habe das Buch bisher nur auf Englisch gelesen, vermag also zur Übersetzung gar nichts zu sagen (ich bin durch meine phantastische Englischlehrerin auf dieses Buch gekommen und hatte seitdem kein Bedürfnis, es auf Deutsch zu lesen…)

lieferbare Ausgaben

Ich habe ad hoc nur eine garantiert ungekürzte englische Ausgabe auf dem deutschen Markt gefunden, das wäre diese.

Das Buch zum Sonntag (6)

Für die morgen beginnende Woche empfehle ich dem geneigten Lesepublikum zur Lektüre:

Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis

Diese „vierbändige Trilogie in fünf Teilen“ gehört zu den einflußreichsten Werken des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Ursprünglich verfasst als Hörspielreihe für die BBC überarbeitete Adams (1952-2001) das Original fürs Fernsehen, als Roman und zuletzt auch fürs Kino (auch wenn er, und das merkt man dem Ergebnis an, diese wegen seines plötzlichen Todes nicht beenden konnte). Dabei gibt es immer wieder Abweichungen. Gleichbleibend ist allerdings die Grundkonstruktion: Die Erde wird von einem vogonischen Bautrupp zwecks Bau einer Hyperraum-Umgehungsstraße gesprengt und der Protagonist der Romane, Arthur Dent (dessen Haus in diesem Moment einer Umgehungsstraße auf Erden weichen soll…), samt dessen Freund Ford Prefect entkommen in letzter Minute.
Vollkommen überfordert mit der Tatsache, daß außerirdisches Leben nicht nur existiert, sondern überhaupt das einzige noch existierende Leben im Universum darstellt, bekommt Arthur einen Reiseführer in die Hand gedrückt, über dessen Beschaffenheit ich mal aus dem Buch zitiere:

Wahrscheinlich das bemerkenswerteste Buch, das die großen Verlage von Ursa Minor je herausbrachten – von denen ebenfalls kein Erdenmensch je etwas gehört hat.
Und dieses Buch ist nicht nur außerordenlich bemerkenswert, es ist auch außerordentlich erfolgreich – populärer als Der Himmlische Heimschützer-Almnanach, es verkauft sich besser als Dreiundfünfzig neue Sachen, die man bei Schwerelosigkeit machen kann und ist streitlustiger als Oolon Coluphids drei philosophische Bombenerfolge, Wo Gott sich irrte, Noch ein paar von Gottes größten Fehlern und Wer ist denn dieser Gott überhaupt?
In vielen der etwas lässigeren Zivilisationen am äußersten Ostrand der Galaxis hat der Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis die große Encyclopedia Galactica als Standard-Nachschlagewerk für alle Kenntnisse und Weisheiten inzwischen längst abgelöst. Denn obwohl er viele Lücken hat und viele Dinge enthält, die sehr zweifelhaft oder zumindest wahnsinnig ungenau sind, ist er dem älteren und viel langatmigeren Werk in zweierlei Hinsicht überlegen.
Erstens ist er ein bißchen billiger, und zweitens stehen auf seinem Umschlag in großen, freundlichen Buchstaben die Worte KEINE PANIK.

(S. 14 der Gesamtausgabe 2006).

dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein: Es geht in Wirklichkeit gar nicht um Außerirdische, es geht um die absurde Welt der Menschen, deren Unwichtigkeit in Anbetracht der Galaxis übrigens Arthur Dent auch regelmäßig um die Ohren gehauen bekommt.
Diese Pentalogie sprüht vor geistreichen Einfällen und bitterbösen satirischen Rundumschlägen, wie ich sie bisher nur aus britischer Erzähltradition kenne. Adams hat zudem einige derart grandiose Figuren geschaffen, daß es wirklich ein Genuß ist, ihnen durch die 5 Bücher zu folgen.

Allerdings, und dies möchte ich abschließend anmerken, verändert sich der Ton zusehends, insbesondere die beiden letzten Bände (die ja auch ergänzend zur eigentlich abgeschlossenen Trilogie erschienen) lassen die geistreich-spritzige Erzählweise der ersten drei Teile zurücktreten und entwerfen ein deutlich düsteres Bild.

Doch das letzte Wort möge Herr Adams haben:

Es ist eine bedeutende und allgemein verbreitete Tatsache, daß die Dinge nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen. Zum Beispiel waren die Menschen auf dem Planeten Erde immer der Meinung, sie seien intelligenter als die Delphine, weil sie so vieles zustandegebracht hatten – das Rad, New York, Kriege und so weiter, während die Delphine doch nichts weiter taten, als im Wasser herumzutoben und sich´s wohl sein zu lassen. Aber umgekehrt waren auch die Delphine der Meinung, sie seien intelligenter als die Menschen, und zwar aus genau den gleichen Gründen.
Komischerweise wußten die Delphine schon lange vorher von der drohenden Zerstörung der Erde und hatten viele Versuche unternommen, die Menschheit auf die Gefahr aufmerksam zu machen, doch wurden die meisten ihrer Botschaften als amüsante Versuche mißdeutet, einen Fußball mit dem Kopf zu treffen oder nach irgendwelchen Leckereien zu pfeifen, so daß sie es schließlich aufgaben und die Erde, kurz bevor die Vogonen kamen, auf ihre ganz persönliche Art und Weise verließen. Die allerletzte Botschaft der Delphine wurde als der erstaunlich kunstfertige Versuch mißverstanden, einen doppelten Salto rückwärts durch einen Reifen zu vollführen und dabei „Heil dir im Siegerkranz“ zu flöten; in Wirklichkeit aber lautete die Botschaft: Macht´s gut und danke für den vielen Fisch.

(S. 129)

Das Buch ist als einbändige Gesamtausgabe bei Zweitausendeins lieferbar.*

Wer an meiner Aussage über die Relevanz der Pentalogie zweifelt, möge folgende Links probieren…

http://tinyurl.com/o6g4z4
http://tinyurl.com/5a593n

Es gäbe noch ein paar andere Dinge, aber ich möchte hier nicht spoilern. 😉

*Heyne hat es nicht geschafft, die Bücher als Reihe ins VLB einzupflegen, was die Suche etwas mühselig macht – und ein sinnvolles Verlinken nahezu unmöglich. 😉
Die Bücher heißen im einzelnen:

Per Anhalter durch die Galaxis
Das Restaurant am Ende des Universums
Das Leben, das Universum und der ganze Rest
Macht´s gut und Danke für den Fisch
Einmal Rupert und zurück

Vive la revolution

In Frankreich, dem europäischen Mutterland der modernen und durchaus auch mordenden Revolution ist mal wieder high life. Die traditionellen Formen des Arbeitskampfes wie Streiks, Betriebsbesetzungen und Großdemonstrationen wurden im Nachbarland in den letzten Jahren ja deutlich erweitert. Geiselnahmen beim Führungspersonal zum Beispiel. Oder eben jetzt neu: Bombendrohungen.
Die Romantiker des proletarischen Kampfes wünschen sich auch hierzulande ein etwas kämpferisches Proletariat, Frau Schwan rechnet sogar mit baldigem Einsetzen der offenen Revolte. Eines allerdings wird dabei gerne vergessen: Die Ergebnisse in Frankreich sind keineswegs besser als die hier erzielten. Noch so große Proteste haben Sarkozys Sozialkürzungen nicht im mindesten verhindert (und man muß hier auch mal deutlich sagen: Wer hat den denn gewählt? Ist ja nicht so, daß er ein Geheimnis aus seinen Plänen gemacht hätte – die weitverbreitete Neigung, Politikern nicht zu glauben, hat auch Nachteile), die Geiselnahmen brachten auch nichts ein – und hüben wie drüben werden Produktionen im selben Ausmaß verlagert. Natürlich sind Generalstreiks im Mehrjahresrhythmus beeindruckender als endlose Tarifverhandlungen mit Schlichtungskommissionen – aber soweit mir bekannt ist, hat trotzdem in Frankreich noch nicht das Paradies Einzug gehalten.
Also, unabhängig davon, daß die Gewerkschaften viele Fehler machen und ihr zurückgehender Einfluß durchaus nicht nur äußere Ursachen hat, es ist keineswegs so, daß lauter Protest zwangsläufig zu besseren Ergebnissen führt. Und den Erfolg sollte man doch an den Ergebnissen messen.
Nichtsdestotrotz sollten wir die Augen offen halten und uns nicht vom Kapital einlullen lassen. Irgendwann ist nämlich mal genug – und eines sollte klar sein: In einem Land, in dem nicht jährlich zum Generalstreik aufgerufen wird, würde ein solcher sehr viel mehr bewirken können. Und nun erteile ich dem Hausheiligen das Wort:

Ruhe und Ordnung

Wenn Millionen arbeiten, ohne zu leben,
wenn Mütter den Kindern nur Milchwasser geben –
das ist Ordnung.
Wenn Werkleute rufen: »Laßt uns ans Licht!
Wer Arbeit stiehlt, der muß vors Gericht!«
Das ist Unordnung.

Wenn Tuberkulöse zur Drehbank rennen,
wenn dreizehn in einer Stube pennen –
das ist Ordnung.
Wenn einer ausbricht mit Gebrüll,
weil er sein Alter sichern will –
das ist Unordnung.

Wenn reiche Erben im schweizer Schnee
jubeln – und sommers am Comer See –
dann herrscht Ruhe.
Wenn Gefahr besteht, daß sich Dinge wandeln,
wenn verboten wird, mit dem Boden zu handeln –
dann herrscht Unordnung.

Die Hauptsache ist: Nicht auf Hungernde hören.
Die Hauptsache ist: Nicht das Straßenbild stören.
Nur nicht schrein.
Mit der Zeit wird das schon.
Alles bringt euch die Evolution.
So hats euer Volksvertreter entdeckt.
Seid ihr bis dahin alle verreckt?
So wird man auf euern Gräbern doch lesen:
sie sind immer ruhig und ordentlich gewesen.

[Ruhe und Ordnung. in: Werke und Briefe: 1925, S. 26. Digitale Bibliothek Band 15: Tucholsky, S. 3414 (vgl. Tucholsky-GW Bd. 4, S. 17) (c) Rowohlt Verlag]

Gachmurets Kulturwoche: Radiosendung

Zum Abschluß der ersten Kulturwoche stelle ich euch heute eine Radiosendung vor, der ich mehr oder weniger regelmäßig seit 17 Jahren zuhöre. Ihre Absetzung bei mdr-Sputnik führte zu einem bis heute dauernden Boykott meines die Adoleszenz bestimmenden Radiosenders (mein erstes Radio bekam ich 1988, damals hießen die noch DT64, ich folgte dem Sender auch in die Emigration auf Mittelwelle und Satellit – übrigens haben die in dieser Nische ein sensationelles Programm gemacht, das bis heute seinesgleichen sucht) und der Aufkündigung meiner immerhin nur dreistelligen Club-Mitgliedsnummer. Es geht also heute um eine Herzensangelegenheit.

Radiosendung: Pops tönende Wunderwelt

Pops tönende Wunderwelt ist eine Radiosendung, die in unverändertem Konzept bereits seit 1987 zu hören ist.
Gestartet auf Radio Bremen, hatte sie ihre Hochzeit in Sachen Verbreitung um die Jahrtausendwende, als auch Hörer des Funkhaus Europa, von Radio Multikulti, mdr-sputnik und sogar Radio 3fach Luzern dem „geschwätzigen Moderator“ als „geneigte Hörerschaft“ huldigen durften.
Es handelt sich bei Pops tönende Wunderwelt um eine zweistündige Sendung, deren Aufbau immer gleich ist: In der ersten Stunde pseudophilosophiert Joachim Deicke über die hiesige Welt und ihre Absurditäten ebenso wie über die Erlebnisse Paul E. Pops und seiner Gefährten. Nicht selten kommt dabei die geneigte Hörerschaft über Briefeinsendungen ebenfalls zu Wort oder liefert die entscheidenden Anstöße. Alles in allem steht dabei Einfallsreichtum durchaus über allgemeiner Akzeptanz, was im Übrigen auch für die Musikauswahl gilt, hier gibt es eigentlich immer etwas zu entdecken.
In der zweiten Stunde wird die großartige Musikauswahl dann vom jeweils aktuellen Abenteuer des „Mannes aus dem Jenseits“ unterbrochen. Dies spielt sich in einer durchaus eigenen Weltkonstruktion ab, für deren Verständnis man nur wissen sollte, daß die verschiedenen Parallelwelten, die es in den unterschiedlichsten Raum-Zeit-Konstellationen gibt, durch die sogenannte „Globale Rutschbahn“, zu der es auf der Erde, wie wir sie kennen, etliche versteckte Eingänge gibt, miteinander verbunden sind. Das Wissen über sowie das korrekte Funktionieren der Globalen Rutschbahn wird von der „Auriga-Gruppe“, einer verständlicherweise exklusiven Gemeinschaft, bewacht.
Mit diesem Wissen im Hintergrund kann man jederzeit in jede Geschichte einsteigen, insbesondere, da der erste Textblock der zweiten Stunde immer einer kurzen Zusammenfassung gewidmet ist.
Kurz:
Man braucht eine Schwäche fürs Abwegige, Außergewöhnliche, eine gewisse Offenheit, sich von eigenen Vorlieben auch mal wegführen zu lassen – aber dann macht es eine große Freude, zuzuhören.

Sendetermin: jeden Sonntag 22:05 bis 24:00 auf Radio Bremen Eins (auch per Livestream)
(fast) alle Sendungen seit 1987 zum Nachvollziehen gibt es hier
Die offizielle Homepage findet sich hier
Außerdem existiert ein Webring mit Fanseiten

Gachmurets Kulturwoche: Bild

Bild: Pablo Picasso: Guernica

Zum Bild selbst brauche ich wohl nicht viel sagen. Es gibt ja auch kaum ein Geschichtslehrbuch, das ohne dieses auskommt.
Für mich handelt es sich um eines meiner einprägendsten Kunsterlebnisse, weil es den Schrecken, das Leid, die Verzweiflung – und nichts anderes bedeutet Krieg, so mächtig zum Ausdruck bringt.
Ich finde, dem Betrachter offenbart sich sofort und unmittelbar, der Schmerz, aber auch die Wut, die in diesem Bild steckt. Und es ist vollkommen verständlich, daß, wann immer ein Bild gebraucht wird, das als Fanal gegen den Krieg und insbesondere gegen den Krieg als Vernichtung stehen kann, auf Picassos Bild zur Zerstörung Guernicas zurückgegriffen wird.
Ich möchte überhaupt gar nicht viel dazu sagen, das Bild möge ganz für sich sprechen.

Ansehen

Gachmurets Kulturwoche: Ort

Heute möchte ich dem geneigten Lesepublikum eine Stadt ans Herz legen, die zu Unrecht belächelt wird, wenn kulturell interessante Reiseziele benannt werden sollen:

Weißenfels

Manche Städte haben es nicht leicht, Ernst genommen zu werden. Sei es, weil sie unglückliche Namen abgekommen haben (Darmstadt) oder weil durch unglückliche Infrastrukturmaßnahmen ihre Existenz grundsätzlich in Frage gestellt wurde (Bielefeld). Auch Weißenfels hatte nicht gerade Glück bei den Umständen, die notwendig sind, um eine erfolgreich-bekannte Kleinstadt zu werden.
Denn eigentlich ist alles da, was man braucht.

Weißenfels war barocke Residenzstadt, hat ein schönes Schloß und wurde im Krieg nicht zu sehr getroffen. Es gibt eine wunderbare Naturlandschaft rings herum. Prima Sache, ideale Voraussetzungen für rege Touristenströme. Wernigerode kriegt das ja auch hin.
Unglücklicherweise wurde aber bereits nebenan in der ehemaligen Residenzstadt Naumburg ein Dom gebaut, dessen Stifterfiguren es in jedes Kunstlexikon schaffen und dank Neo Rauch wird die Stadt wohl auch in Nachschlagewerken zur zeitgenössischen Kunst prominent vertreten sein. Wohin schickt also wohl der Reiseführer vorrangig? Richtig.
Na gut, na gut, es muß ja nicht immer Architektur und bildende Kunst sein. Gönnen wir das Naumburg, die brauchen ja auch Besucher..

Wie wäre es mit Musik?

Heinrich Schütz ist neben Bach und Händel wohl der bedeutendste mitteldeutsche Barockkomponist. Er wuchs in Weißenfels auf, sein Talent wurde hier entdeckt und er verbrachte hier seinen Lebensabend. Es gibt ein Heinrich-Schütz-Haus und ein passendes Musikfest.
Feine Sache, daraus läßt sich doch was machen.
Unglücklicherweise aber sind Halle (Händel) und Leipzig (Bach) mit ihren alles überstrahlenden Barockmusikfestivals gerade mal jeweils ca. 30km entfernt. Und daß Schütz nun auch noch ausgrechnet in Dresden anheuern mußte, ist auch nicht hilfreich.
Denn, was denkt der clevere Reiseführerredakteur? Richtig: Barock, Schütz, Dresden – prima, Thema abgehakt.
Dabei gäbe es gute Gründe, zu denken: Barock, Schütz, Händel, Bach, Weißenfels – prima, Riesenthema abgehakt.
Achja, und daß auf der Autobahn nur „Schützhaus“ als Hinweisschild steht, wird kaum die Zufallsbesucher, die nicht permanent den Komponisten im Kopf haben, anlocken.
Denn die denken: „Ja, nu, ein Schützenhaus, das haben wir auch.“
Gut, Musik also auch nicht.

Klappt es dann vielleicht mit Krieg?

In Weißenfels gibt es das Geleitshaus. An sich schon eine spannende Sache, denn sehr viele Geleitsamtsgebäude sind nicht erhalten (ich werde das jetzt nicht erklären – ihr sollt da ja schließlich hinfahren…)
Dort wurde die Leiche des schwedischen Königs Gustav Adolf II. nach einer der berühmtesten, wenn nicht sogar der entscheidenden Schlacht des Dreißigjährigen Krieges seziert und einbalsamiert. Man hat sogar den unbedingt notwendigen Blutfleck für die Touristen da.
Tja, und wie heißt die Schlacht? Genau, Schlacht bei Lützen. Was steht also wohl im Reiseführer, wo soll man hin? Richtig.

Gut, probieren wir es nochmal anders.

Es gibt ja auch Städte, die werden durch ihre Produkte berühmt. Solingen. Salzwedel. Einbeck. Überhaupt, vielleicht die beste Variante, den eigenen Namen berühmt zu machen (weswegen ja auch jeder Ort mindestens eine regionale Süßigkeit, ein regionales Gebäck und ein regionales alkoholisches Getränk hat.)
Weißenfels war schon vor der Industrialisierung eine Stadt der Schuhe, mit dem Einsetzen dieser wurde sie aber, DIE Schuhstadt, ein Status, den sie in der DDR behielt. Da Weißenfels aber bekanntermaßen nicht in Fernost liegt, werden dort heute keine Schuhe mehr produziert. Geblieben ist ein Schuhmuseum. Und eine Plastik im Stadtpark, zu der sich prima Anekdoten erzählen lassen. Sehr schön.
Doch, ach, was ist der Hauptpunkt für Touristen bei Solinger Messer, Salzwedeler Baumkuchen und Einbecker Bockbier? Genau: Man kann sie kaufen. Vor Ort, quasi frisch vom Amboß, aus dem Ofen, aus dem Kessel. Und Schuhe, die nicht zum Verkauf stehen, die also nie einen Fuß umschmeicheln werden, sind leider, so viel habe ich bei Sex and the City gelernt, kein Anziehungspunkt. Was im Übrigen schade ist, das Museum im Schloß sollte man gesehen haben.
Und die heutigen Großbetriebe Tönnies und frischli (wobei: Leckermäulchen!) sind sowohl in Sachen Touristenmagnet wie auch kulturell betrachtet nicht wirklich ein Ersatz…
Ich könnte diese Liste mit Punkten, die Weißenfels absolut sehenswert machen, die aber durch unglückliche Umstände nie den großen Sprung ins öffentliche Bewußtsein schafften, noch eine Weile weiterführen, hoffe aber, daß die Botschaft angekommen ist und das geneigte Lesepublikum nun weiß, wohin es den nächsten Ausflug plant.

Stadtführungen
Zur Einstimmung lesen.

P.S.: Einen habe ich noch:
Die historisch gewachsene Lage an zwei Handelsstraßen und einem beträchtlich großen Fluß machte Weißenfels mit dem Anstieg des kraftfahrzeuggebundenen Individualverkehrs zu einem berüchtigten Nadelöhr. Wenn also gelernte DDR-Bürger bei „Weißenfels“ nicht sofort an Schuhe denken, dann denken sie wahrscheinlichst an „Stau, kilometerlanger Stau“. Mithin: Hier fuhr man nur lang, wenn man es mußte, nicht, weil man es wollte. Es gibt günstigere mentale Voraussetzungen für den Status als Ausflugsziel.
Inzwischen allerdings gibt es ganz hervorragende Möglichkeiten, per PKW Weißenfels zu umfahren. Ja, und das machen die meisten dann ja auch…

P.P.S.: Zumindest aber die WGT-Teilnehmer kennen ihre kulturellen Bezüge und so vergeht kein Wave-Gothic-Treffen ohne Blumen an Novalis Grab. 😉

Gachmurets Kulturwoche: Film

Film: Die letzten Glühwürmchen

Über diesen Film zu schreiben, fällt mir nicht leicht – und doch ist es mir ein tiefes Bedürfnis. Ich schrieb gestern davon, daß ich davon abrate, von der gewählten Stilrichtung eines Kunstwerkes auf dessen Minderwertigkeit zu schließen. Heute ein Beispiel dafür, daß ein Animationsfilm in seiner kulturellen Leistung weder einem Theaterstück noch einem Realfilm auch nur im geringsten nachstehen muß.
„Die letzten Glühwürmchen“ ist der berührendste, erschütterndste Film, den ich bis heute gesehen habe. Basierend auf der Erzählung von 野坂 昭如 (Nosaka Akiyuki)
火垂るの墓 (Hotaru no Haka, 1968, dt.: Das Grab der Leuchtkäfer, 1992) wird die Geschichte des vierzehnjährigen Setsuko und seiner vierjährigen Schwester Seita während der Endphase des zweiten Weltkrieges in Japan. Nach einem Bombenangriff auf Kōbe, bei dem ihre Mutter stirbt, ziehen die Geschwister zu ihrer Tante. Doch wird den beiden das Leben dort bald unerträglich und sie beschließen, sich selbst zu versorgen.
Hiermit beginnt ein verzweifelter Überlebenskampf, bei dem Setsuko von Gelegenheitsarbeiten bis zum Stehlen alles versucht, um seine zusehends schwächer werdende Schwester zu retten und ihr ein Leben ohne Angst vor dem Morgen zu bieten. Er blendet vor ihr alle Schwierigkeiten ihrer Lage aus, läßt sie ganz Kind sein, was für ihn auch bedeutet, ihr Quengeln über Hitze, Kälte und Hunger aufzufangen.
Der Film zeichnet aus einer vollkommen unpathetischen, neutralen Position heraus, läßt die Figuren für sich stehen und wirken – und genau das macht ihn so stark, in seiner emotionalen Wirkung schon beinahe unerträglich. Hier ist es nicht nur die Geschichte an sich, die berührt, hier ist es das ruhige, unaufgeregte Erzählen, die Zeit, die der Film dem Zuschauenden gibt, um Szenen wirken zu lassen, die diesen Film zu einem ganz besonderen Kunstwerk macht.

Roger Ebert schreibt in seiner Rezension in der Chicago Sun Times: „An emotional experience so powerful that it forces a rethinking of animation.“ Und dies möchte ich allen ins Stammbuch schreiben, die bei jedem Animationsfilm nur denken „Ach, so ein Kinderkram“.
Dies scheint im Übrigen auch auf die in meinen Augen nach eigenartigen Kriterien arbeitende FSK zu gelten, die den Film ab 6 Jahren freigibt (klar: Es gibt keinen riesigen Spannungsbogen und Schockszenen mit Gewalt und Sex oder gar entblößten Brüsten gibt es auch nicht, also…)
Das Lexikon des Internationalen Films rät zu einem Mindestalter von 16 Jahren – und da scheinen sie mir schon deutlich näher dran.
Ich jedenfalls rate dazu, sich den Film auf keinen Fall alleine anzuschauen. Wer nicht beim Holländer-Michl zum Tauschen war, wird Gesprächsbedarf haben.

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Gachmurets Kulturwoche: Fernsehshow

Das ganze Fernsehen ist von nichtssagenden, plappernden Idioten besetzt, die den ganzen Tag nur über die korrekte wahl von Kleidungsstücken oder Sexualpartnern reden.
Das ganze Fernsehen? Nein! Einige von unbeugsamen Mitarbeitern bevölkerte Sendungen hören nicht auf, der Verdummungsmaschinerie Widerstand zu leisten.
Um eine dieser Sendungen soll es heute gehen: The Daily Show.

THE SHOW YOU ARE ABOUT
TO WATCH IS A NEWS PARODY.
ITS STORIES ARE NOT FACT
CHECKED. ITS REPORTERS ARE
NOT JOURNALISTS. AND ITS
OPINIONS ARE NOT FULLY
THOUGHT THROUGH.

So ist es vor Beginn einer jeden Sendung zu lesen. Und doch kommt eine US-amerikanische Untersuchung zu dem Ergebnis, die Zuschauer dieser Sendung seien besser informiert als die Konsumenten sämtlicher Nachrichtenmagazine.
Das ist natürlich zum einen dadurch erklärbar, daß Zuschauer politischer Satiresendungen im Schnitt als politikaffiner angesehen werden dürften als andere. Zum anderen liegt es aber natürlich auch an der Sendung selbst.
Ich schrieb gestern über Volker Pispers als Vertreter des hiesigen klassischen politischen Kabaretts. Jon Stewart zeigt, wie es auch gehen kann. Seine Sendung, die bereits unglaubliche 13 Jahre läuft, nimmt mit derselben Akribie und derselben Schärfe Politiker und, ein klarer Schwerpunkt, ihre medialen Helfer („Journalisten“) aufs Korn. Freilich, mit einem ganz anderen Tempo und in einer ganz anderen Form. Aber: Deswegen nicht seichter, nicht weniger hinterfragend, nicht weniger scharf.
Beide Konzepte nebeneinander zeigen aus meiner Sicht sehr schön, daß die gewählte Methode, das Format, die Ausdrucksform recht wenig über die Relevanz einer kulturellen Leistung aussagt.
Doch dazu morgen mehr.
Die Show gibt es in zwei Ausgaben. Beide sind im Internet frei abrufbar.
Zum einen die originale amerikanische Show, die tatsächlich täglich läuft und zum anderen eine „Global Edition“, die für den Rest der Welt zusammengeschnitten wird. Die Original-Show geht, naturgemäß, sehr ins Detail. Wem also die aktuellen Ereignisse in den USA nicht detailliert vertraut sind, dem sei zur „Global Edition“ geraten. Diese läuft, dann auch untertitelt, inzwischen auf dem unsäglichen Sendeplatz Mo., 0:40 auf Comedy Central (als ich die Show entdeckte, lief sie sonntags gegen 22:00 – das ging noch).

Das Original.
Die Ausgabe für den Rest der Welt.
Zum Nachlesen.

Gachmurets Kulturwoche: Kabarett

Mit dem heutigen Beitrag eröffne ich offiziell Gachmurets erste Kulturwoche.

Beginnen möchte ich mit einem Kabarettisten:

Kabarett: Volker Pispers

Das politische Kabarett hat es heute schwer. Die mächtige Präsenz, gerade im Fernsehen, die ihm noch bis weit in die neunziger Jahre zugebilligt wurde, hat es verloren.
Nicht zuletzt die mit „RTL Samstag-Nacht“ und dem „Quatsch Comedy-Club“ ausgelöste Comedy-Welle, deren Protagonisten sich nicht selten an US-amerikanischen Vorbildern orientieren, scheint die Verantwortlichen davon überzeugt zu haben, daß das politische Kabarett in seiner bekannten Form nicht mehr zeitgemäß sei.

Doch zu diesem Thema an anderer Stelle mehr.

Heute möchte ich auf jemanden verweisen, der in seiner Arbeit zeigt, daß klassisches politisches Kabarett immer noch auf der Höhe der Zeit sein kann – es muß nur gut gemacht werden. Es braucht weiterhin klare Positionen, gestochene Formulierungen und pointierte, bissige Texte.
Ich nahm an, dies sei heute nicht mehr zu finden, doch Volker Pispers hat mir den Glauben an das politische Kabarett zurück gegeben.
Sein Programm erfüllt alle Kriterien, die es zu erfüllen gilt. Er führt die Absurditäten, die Gedankenlosigkeit, die Unsinnigkeiten, die Fehler, die Scheinheiligkeit der politischen Entscheider unerbittlich vor Augen, schärft beim geneigten Publikum den Blick und hilft so in der alltäglichen Berieselung wach und aufmerksam zu bleiben.

Hingehen!

Ansehen!