Location: Lübeck (Reiseziel)
Kilometerstand: 97,16 km
Fahrzeit: 5:02:42 h
Reisezeit: 6:45 h
Tagesschnitt: 19,44 km/h
So, nach meinem ersten Kaffee bei der Stadtbäckerei Junge (die machen übrigens einen höchst interessant aussehenden Karamell Latte Macchiato, aber ich genieße Drogen bekanntermaßen bevorzugt pur), deren Kundenorientierung ich übrigens sensationell finde (wie viele Bäcker kennt ihr, bei denen es möglich ist, exakt vier Scheiben eines bestimmten Brotes zu kaufen?), die vor allem aber große Kaffees verkaufen, die diese Bezeichnung auch verdienen, den notwendigen Erledigungen und Einkäufen, hier nun mein letzter Tagesbericht. Ich werde noch einen Abschlußbeitrag schreiben und dann ist aber auch mal wieder gut mit der Nabelschau hier. 😉
Was soll ich sagen? Mein eher pessimistischer Ausblick heute Mittag hat sich als völlig falsch erwiesen. Denn es geschah, zumindest für den Fortgang der Reise, das Beste, was passieren konnte: Ich kam ins Treten. Damit meine ich eben jenes selbstvergessene Fahren, von dem auch schon in Mölln die Rede war. Kein Nachdenken, kein Räsonieren, kein Blick auf die Landschaft (der eh wenig erbaulich war – das Spannendste waren schon die durchaus vielfältigen Entenarten, die am Kanal zu beobachten waren, in allen Größen und Farben und zumindest mir Stadtkind, der ich mit Enten im Wesentlichen die allseits bekannten Stockenten verbinde, wurde etwas klarer, aus welchen Tieren die Entenbraten gewonnen werden), kein weinerliches dem Schmerz nachfühlen – nur Treten. Die letzten 15 km vor Ortsbeginn Lübeck vergingen wie im Fluge, die letzten 5 dabei in knapp unter 10 Minuten.
Wie das geht? Nun, ich wurde angetrieben von starken Emotionen, über deren Ursprung ich mich jetzt nicht weiter auslassen möchte, aber im Idealfall passiert folgendes: Es platzt ein Knoten und plötzlich ist der Kopf frei, läßt los, gibt frei und es bricht sich all die Wut, all der Ärger, all die Verzweiflung – all das, was zurückgehalten wurde, weil es im Moment grad nicht weiterhalf, Bahn. Und dann gilt es nur noch, diese verdammte Strecke zu beenden, das Ziel zu erreichen, den Endgegner zu besiegen. In Hollywood-Filmen wäre dies der Moment, in dem auch der edelmütigste Held erkennt, daß er sich dem Bösen stellen und ihm den Garaus machen muß, weil das alles sonst kein Ende nimmt. Wenn man diesen Punkt erreicht hat, dann braucht man freie Fahrt und eine freie Strecke vor sich – und das ist der Grund, warum ich eine Straßenrennmaschine zu Hause stehen habe (und eben kein Mountainbike). Der Moment, in dem alles egal ist, indem es nur noch ums Treten, als ob es kein Morgen gäbe (gibt es ja auch nicht, bin ja im Ziel 😉 ) geht, für diesen Moment fahre ich Rad.
Nun, wie dem auch sei, entgegen meines ursprünglichen Planes für morgen (Fisch essen in Travemünde) orientiert sich das Motto für morgen eher an dem Lied dieser jungen Dame hier:
Und zwar mit viel Mobilat und einigen Kompressen.
P.S. Ich hoffe, die Tagesausflügler nehmen mir rein grußloses Vorbeirauschen nicht allzu übel, aber andererseits ließen die freundlichen Grüße heute eh sehr zu wünschen übrig. Ich weiß nicht, ob das an den Leuten liegt oder daran, daß ich heute mein Astana-Trikot anhatte – irritierend war es auf jeden Fall.