Das Leiten in der Kultur

Irgendwo in meinem Hinterkopf lauert noch ein grandios-brillanter, alles umfassender und ein für alle Mal klärender Essay zur Kultur der Angst, die inzwischen die Rolle des metaphorischen Opiums übernommen hat, für das zu anderen Zeiten ein durchaus brillanter Denker die Religion vorgesehen hat (wobei auch diese ja durchaus aus einer Angst heraus zu erklären wäre, aber wie gesagt, der Essay ist noch irgendwo im Hinterkopf…)
Bis ich diesen geschrieben habe, sei dringendst, wärmstendst und unbedingt dieser Beitrag von Malte Welding empfohlen, in dem er klar und hellsichtig etliche Dinge benennt und vor allem einmal: Diese ganze unsägliche Debatte um Zuwanderung, Leitkultur, Integrations(un)willen und Multikulti gerade rückt und dort ansetzt, wo es wirklich weh tut.
Das, was wir hier momentan betreiben, ist in meinen Augen nichts weniger als ein Ausverkauf sämtlicher Ideale, für die wir doch stehen wollen (womit ich ja nicht bestreiten will, daß diese selbstverständlich unerreicht waren und sind, aber eine Gesellschaft, die ihre Visionen aufgibt, hat keinen Bestand.)

Zum Einstieg mal dieses Zitat, das ich mühsam aus vielen in Frage kommenden Stellen ausgewählt habe:

So leid es mir tut, und so schwer es meine Arbeit als Mensch und
Mitbewohner macht: Ethnie, sexuelle Glaubensrichtung, Hautfarbe, sogar
Geschlecht: all diese beliebten Unterscheidungsmerkmale bieten keinen
Hinweis darauf, wie ein Mensch ist.

So, genug der Vorrede, bitte lesen Sie jetzt:

Malte Welding: Nerv mich doch!

Nicht ganz passend, aber trotzdem immer wieder vor Augen zu führen, wenn man versucht ist, mal eben ganze Bevölkerungsgruppen pauschal abzuwerten:

Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie die Juden holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten,
gab es keinen mehr, der protestierte.

(Martin Niemöller)


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