UPDATE, 29.04. 2013:
Da nun doch weit mehr Menschen teilnehmen als ich zu hoffen wagte, habe ich mir überlegt, die Preise etwas breiter aufzustellen. Es gibt jetzt folgende Gewinnmöglichkeiten:
1. Preis: Das Frank-Fischer-Komplettpaket
bestehend aus: »Weltmüller«, »Südharzreise«, »Der Louvre in zwanzig Minuten«, »Die Zerstörung der Leipziger Stadtbibliothek im Jahr 2003« und den beiden von Frank Fischer herausgegebenen und mit einem Nachwort versehenen Brawe-Dramen »Der Freygeist« und »Brutus«. Plus: Ein beliebiger Titel aus dem Verlagsprogramm von Ille & Riemer.
2. Preis: Das Frank-Fischer-Best-Of-Paket
bestehend aus: »Weltmüller«, »Südharzreise« und »Der Louvre in zwanzig Minuten«. Plus: Ein beliebiger Titel aus dem Verlagsprogramm von Ille & Riemer.
3. Preis: Das Frank-Fischer-Basis-Paket
bestehend aus: »Weltmüller« und »Der Louvre in zwanzig Minuten«. Plus: Ein beliebiger Titel aus dem Verlagsprogramm von Ille & Riemer.
4. Preis: Frank Fischers »Weltmüller«
bestehend aus: bestehend aus: »Weltmüller«. Plus: Ein beliebiger Titel aus dem Verlagsprogramm von Ille & Riemer.
5.-10. Preis: Ein beliebiger Titel aus dem Verlagsprogramm von Ille & Riemer.
Wie angekündigt, gibt es heute etwas zu gewinnen, da dieser Blog an der wunderbaren Aktion »Blogger schenken Lesefreude« teilnimmt, über die ich bereits berichtete.
Meine Wahl für das zu verlosende Buch fiel auf das güldene Buch Frank Fischers, betitelt »Weltmüller«.
Dieses stand hier bereits als Nummer 102 der Reihe »Buch zum Sonntag« im Mittelpunkt des Interesses. Ich formulierte meine Begeisterung seinerzeit folgendermaßen:
Vexierspiegel. Wenn ich eine Assoziation zu diesem Buch finden sollte, dann wäre es wohl diese.
Drei Reportagen eines preisentkrönten Journalisten namens Frank Fischer, von Begebenheiten handelnd, die in ihrer Absurdität gleichwohl möglich wirken. Ein Buch, das mit allem spielt, mit Wirklichkeitsebenen, mit Reflexionen, mit Wahrnehmungen, mit Erwartungshaltungen. Und wie, zumindest geht es mir so, beim Vexierspiegel der Eindruck entsteht, man müsse nur den richtigen Winkel finden, dann zeige sich die Wirklichkeit in ihrer unverzerrten Form, so drängt sich beim »Weltmüller« der Gedanke auf, man müsse ihn nur oft genug und mit der richtigen Fragestellung lesen und schon offenbare sich, was die Welt im Innersten zusammen hält. Oder zumindest doch, was eigentlich Kunst ist und welche Rolle sie in der besten der möglichen Welten spielt.
Es sind verschiedenste Lesarten dieses Bravourstücks möglich.
Man kann es als leichte Fingerübung eines talentierten Autors lesen, als intellektuelle Spielerei eines Passionsfeuilletonisten, gut geeignet, der distinguierten Zahnärztin als Geburtstagspräsent zu überreichen – bei all den Namen, die dort auftauchen, wird sie es kaum wagen, das Buch schlecht zu finden. Kann man machen.
Man kann es aber auch lesen als Satire auf „den Betrieb“. Auf den Theater- und sonstigen Kunstbetrieb, auf dieses um sich selbst drehende Universum, das stets darauf bedacht zu sein scheint, sich durch Deutungs- und Bedeutungshöhen abzugrenzen vom schnöden Plebs und dabei doch genau diesen, zumindest in seinem bildungsbürgerlichen Gewand, braucht, um die eigene Größe zu demonstrieren. Kann man machen.
Man kann es aber auch lesen als ein Schelmenstück, in dem ein Hamlet mit Tierpflegern und ein Godot mit einer sechsten Rolle oder 192 Tafeln auf dem Leipziger Augustusplatz eine Variation auf Kerkelings „Hurz“ sind, geeignet, das Publikum in seiner Erwartungshaltung vorzuführen, in seiner Sucht danach, sich selbst intellektuell nicht im Abseits zu sehen, alles, was das Etikett „Kunst“ trägt auch interpretieren und verstehen zu wollen – und vor allem auch zu können. Kann man machen.
Und das schöne wäre: Man hätte bei allen diesen Lesarten sein Vergnügen, je nachdem, wo man sich als Lesender selbst verortet.[…] »Weltmüller« ist für mich eines der faszinierendsten Leseerlebnisse der letzten Zeit – hochreferentiell, intertextuell geradezu ein Thanksgivingtruthahn – und doch auch ohne all dies ein exzellent funktionierender Text.
Das ist aber alles gar nicht der Grund, weshalb es mir ein tiefes inneres Bedürfnis war, für diese Aktion Frank Fischer auszuwählen. Die Hauptmotivation ist etwas, das ich ein »Decca-Erlebnis« nennen möchte. Die heute wohl nur noch Klassik-Fans und Freunden der Popmusikgeschichte bekannte Plattenfirma »Decca« lehnte im Jahr 1962 mit der Begründung, »guitar groups are on the way out« und der leichten Fehleinschätzung »The Beatles have no future in show business« ab, die Beatles unter Vertrag zu nehmen. Und in Sachen Frank Fischer habe ich ein ganz ähnliches Erlebnis zu berichten:
Zu den konventionellen Buchhändler-Träumen, die mir in den letzten Jahren in der Branche begegnet sind, gehört neben der fixen Idee, irgendwann einmal ein Literatur-Café zu eröffnen (wirklich, man müsste da mal eine empirische Untersuchung machen, aber ich bin mir sehr sicher, die Quote liegt signifikant hoch), der Gedanke, unbedingt selbst Bücher zu publizieren, und zwar vor allem die Bücher, die die bösen Großverlage nicht bringen, weil sie die Auflagenschwelle nicht erreichen können. Mit ersterem dauert es bei mir noch etwas, den Verlag habe ich bereits vor über 10 Jahren (mit-)gegründet und publiziere da nun vor mich hin. Vor einigen Jahren landete ein Manuskript auf meinem metaphorischen Schreibtisch, in dem der Ich-Erzähler von seiner Reise entlang der neugebauten A38 von Leipzig nach Göttingen reiste. Ich lehnte ab, insbesondere, da dies ein ziemlich schlechtes Jahr für den Verlag war und gerade ungefähr gar kein Geld da war. Es gibt keine Verlagsentscheidung, die ich mehr bereute als diese. Und so ist meine Gefühlslage durchaus ambivalent, jedes Mal, wenn ich Frank Fischers »Südharzreise«, die wenig später bei den Kollegen von SuKuLTuR erschien, zur Hand nehme.
Deshalb also gibt es unter allen, die bis zum 30.04. diesen Beitrag kommentieren, ein Exemplar des »Weltmüller« zu gewinnen. Und weil der Welttag des Buches so eine feine Sache ist, lege ich für den Gewinnenden noch ein Buch aus meinem Verlagsprogramm oben drauf, das sich die- oder derjenige dann frei aussuchen darf.