Wollte man Umweltaktivist:innen lächerlich machen, war jahrzehntelang das die Bezeichnung als Baumumarmer/innen populär. Seit allerdings die Bäume wieder massenhaft sterben und das nicht nur in Städten oder Forstwirtschaften, sondern auch in den Touristengebieten, ist diese Diffamierung seltener geworden (und durch äußerst aggressivere ersetzt worden).
Und auch die Umweltbewegung ist angesichts der Klimakrise etwas in den Hintergrund getreten und kann nicht mehr so mobilisieren wie zu Zeiten, als Karl der Käfer nicht gefragt wurde. Das ist verständlich, denn die globale Krise ist derart überwältigend und die Notwendigkeit von großen Lösungen so evident, dass es schwer wird, den Sinn von lokalen Aktivitäten zur Nutzung kleinster Flächen zu vermitteln.
Nun ist es aber so: Man kann das eine tun ohne das andere zu lassen. Den Straßenbaum vorm eigenen Haus gießen wird die Welt nicht retten – ist es deshalb falsch oder sinnlos? Wohl kaum.
Seit fünf Jahren gibt es in Leipzig das sehr schöne Projekt Leipzig blüht auf. Kern des Projektes ist die Nutzbarmachung von Baumscheiben, also jenen Flächen die sich ringsum von Straßenbäumen befinden. Diese werden entweder von den zuständigen Straßenbewirtschaftern permanent niedergemäht (Verkehrssicherheit ist nicht egal) oder gleich mit Kies o.ä. belegt, so dass gar nicht erst etwas wächst.
Das Projekt des Ökolöwe Leipzig e.V. beschäftigt eine Mitarbeiterin, die für solche Baumscheiben Pat:innen sucht und sie in Beete umwandelt, die dann mit Wildstauden udn Frühblühern bepflanzt werden. Das ist deshalb wichtig, weil auf diese Weise die entsprechenden Baumscheiben als bewirtschaftet markiert werden und von Mäharbeiten am Straßenrand entsprechend ausgenommen sind.
Das Projekt hat mehrere Auswirkungen: Zum einen natürlich ganz konkret, in dem die Biodiversität in der Stadt erhalten oder vergrößert wird und durch die passive Bewässerung auch die Straßenbäume selbst besser mit Wasser versorgt werden. Zum anderen wirkt das Projekt aber auch auf einer anderen Ebene: Durch die Beschäftigung mit der Umwelt direkt vor der Haustür werden Erfahrungen ermöglicht, die ganz unmittelbar erlebbar machen, wie viel lebenswerte eine Stadt ist, die Natur mit einbezieht. Das gilt nicht nur für die Pat:innen selbst, sondern natürlich auch für alle, die dort vorbeigehen oder leben. Und das hat natürlich Auswirkungen darauf, wie Bewohner:innen einer Stadt Neubauprojekte wahrnehmen.
Das ist vielleicht auch der größte Hebel, den dieses kleine Projekt ermöglicht: Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass große Flächen der Stadt einfach zuzupflastern nicht die beste Lösung für eine lebenswerte Stadt für alle ist, schon gar nicht für zukünftige Bewohner:innen.
Nun aber steht dieses Projekt vor dem plötzlichen Aus: Ein langjähriger Fördermittelgeber beendet seine Förderung kurzfristig schon für dieses Jahr. Jetzt muss eine Finanzierungslücke von 28.500 € gestopft werden.
Daher heute meine Bitte: Wer kann, möge eine Spende da lassen, um dem Projekt zu ermöglichen, sich für die Zukunft aufzustellen.
Wer noch weitere Informationen wünscht, sei auf die Projektseite sowie die eingerichtete Rettungmissionsseite verwiesen.