Die Buchhändlerin von Welt…

… trägt in dieser Saison weder Chanel No5, noch D&G The One oder gar Cacharel Loulou, sondern natürlich: Buch
Schließlich wußte ja schon Seneca “Optimus odor in corpore est nullus” (in etwa: Der beste Körpergeruch ist keiner) – und welcher Duft als die sanfte Mischung aus frischer Duckerschwärze, getrocknetem Leim und weichem Papier wäre wohl besser geeignet, um in einer Buchhandlung olfaktorisch quasi zu verschwinden?
Identitätskrisen, ausgelöst durch verwirrte Kunden (“Sind sie ein Buch?”), sind freilich nicht auszuschließen, aber, hey, Berufsrisiken gibt es überall.
Und mal unter uns Gebetsschwestern gesprochen: Da haben wir schon ganz andere Dinge gehört.
Für die KollegInnnen des Antiquariats ist im übrigen bereits ein Produkt mit leicht muffiger Note in Arbeit.
Und sang schließlich nicht auch schon Kurt Cobain “Smells like book spirit”?

Wir sehen also: Der sinnfreien Produkte gibt es viele und ich möchte nicht mal ausschließen, daß eine erhebliche Zahl Kunden diese auch kauft.

Und zum Schluß noch ein Text des Hausheiligen zu eben diesem Thema:

Wenn Sie im Kranz Ihrer Geschäftsfreunde und schöner Frauen bei wohlgepflegtem, schäumendem Sekt sitzen, während Ihr behaglicher, vornehmer und taktvoller Haushalt Sie umgibt, dann vergessen Sie nicht, unsern Luxusapparat ›Kokmès‹ bei der Hand zu haben. Die faszinierende Wirkung Ihrer festlichen Geselligkeit wird dadurch noch erhöht; keine elegante und gepflegte Frau von Welt ist ohne denselben denkbar. ›Kokmès‹ ist ohne jede schädliche Nebenwirkung, weil es überhaupt keine hat. Wir fabrizieren es nur, um die hohen Anzeigenpreise wieder hereinzubringen, und wir inserieren, um fabrizieren zu können. Und so symbolisieren wir, was uns am meisten
am Herzen liegt: die deutsche Wirtschaft -!
[in: Werbekunst oder: Der Text unserer Anzeigen. Werke und Briefe: 1927, S. 947. Digitale Bibliothek Band 15: Tucholsky, S. 5669 (vgl. Tucholsky-GW Bd. 5, S. 431) (c)Rowohlt Verlag]

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