Gachmurets dritte Kulturwoche: Anime

Anime: Ghost in the Shell

Erzählungen sind in ihrer Struktur und ihren Motiven stark vom kulturellen Hintergrund des Erzählenden geprägt. Das gilt ebenso für das Publikum, das seinerseits in seiner Erwartungshaltung stark geprägt ist und nicht selten irritiert reagiert, wenn eine Erzählung diese nicht bedient. Was freilich für Erzählende einen großen Reiz hat, in dem sie mit diesen Erwartungen spielen (William Goldman macht das beispielsweise in der Brautprinzessin ganz großartig, in dem er eine Geschichte nach Hollywood-Manier erzählt, um sie gleichzeitig nicht so zu erzählen. Ganz hervorragend die Erwartungshaltung zu enttäuschen gelingt auch der vorgestern bereits intensiv empfohlenen SouthPark-Folge “Stanley´s Cup“). Einen großen Reiz macht es allerdings auch für die Rezipienten aus, etwas anderes, neues eine ganz andere Erzählstruktur, andere Motive, andere Themen kennenzulernen. Nicht immer allerdings gelingt das auch. Ich persönlich scheitere zum Beispiel regelmäßig daran, dem Handlungslauf von französischen Filmen zu folgen. Und beim heute empfohlenen Film brauchte ich drei Anläufe, ehe ich meinte, verstanden zu haben, was da eigentlich passiert. Allerdings habe ich den Film jedes Mal bis zum Ende gesehen, womit ein Anhaltspunkt gegeben wäre, warum er auf der Empfehlungsliste steht. Neben “Akira” ist “Ghost in the Shell” der hierzulande vielleicht nachhaltig wirkendste Anime und basiert wie dieser auf einem Manga (von Masamune Shirow, erschienen bei, wo auch sonst, Kodansha). Die Themen sind geradezu klassisch japanisch: Im Jahr 2029 jagt eine Cyborg-Agentin ein außer Kontrolle geratenes Regierungsexperiment, dessen Protagonist, der Prototyp eines virtuellen Agenten, auf der Suche nach einem Wirtskörper so allerlei Schaden anrichtet und vor allem eben außer Kontrolle geraten ist, was der Regierung natürlich nicht gefallen kann.
Das Setting ist an sich nicht ungewöhnlich und heute wahrscheinlich noch weit weniger unwahrscheinlich als dies 1989 der Fall der Fall gewesen sein mag.
Die Frage nach der Seele in künstlicher Intelligenz, die Fragen um Kontrollierbarkeit der technischen Errungenschaften, auf die wir einen zunehmenden Teil unseres Lebens aufbauen und welche ethischen Probleme das alles aufwirft, was das letztlich für das Leben auf dieser Welt überhaupt bedeuten mag – drunter machen wir es hier nicht. Der Film ist weit komplexer als das Ausgangssetting das vermuten lassen mag, denn wie auch in “Akira” gilt hier: Es passiert gar nicht sehr viel, im Sinne eines Plots jedenfalls nicht. Aber es gibt eine derartige Fülle von Neben- und Randgeschehen, von nicht leicht zu durchschauenden (also zumindest ging es mir so, ich weiß nicht, ob dies an der tatsächlichen Komplexität liegt oder an der kulturellen Barriere, meine Zahl hierzu zu befragender JapanerInnen tendiert leider gegen 0, so daß mir die Gegenprobe vorerst verwehrt bleibt) Verbindungen, Gedankenspielen und Andeutungen, daß die 79 Minuten vollkommen ausreichen, um ein komplexes Erlebnis zu verschaffen.

Es ist sicher keine Überraschung, daß die spannendsten künstlerischen Überlegungen zum Mensch-Maschinen-Verhältnis einer Kultur entstammen, in der Technikverliebtheit geradezu pathologisch ist. Einer Kultur, in der der Satz “Da müsste man auch mal was erfinden.” kein dahingeworfener Witz oder eine sinnierende Träumerei ist, sondern ein Handlungsauftrag.

Der Schlußsatz des Trailers, “You´ll never trust computers again.” darf zumindest als Gedankenanstoß gesehen werden:

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Und wem das alles viel zu weit weg ist, noch ein kleiner Gedankenanstoß:

timpritlove


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