Das Buch zum Sonntag (9)

Für die morgen beginnende Woche empfehle ich heute der geneigten Leserschaft:

Judith Hermann: Nichts als Gespenster.

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich mich öffentlich dazu bekenne, gerne Frau Hermanns Erzählungen zu lesen, mich aber, wie ja offensichtlich ist, nun aber dazu entschieden. Es ist ja auch ungesund, Teile seiner Persönlichkeit zu verleugnen. 😉

Gut, nun aber zum Buch.
Frau Hermann, geb. 1970, wurde in der deutschen Literaturszene schlagartig bekannt mit ihrem Debut, dem Erzählungsband “Sommerhaus, später” (1998), dessen Erfolg eine wahre Flut an jungen Schriftstellerinnen auf den Markt spülte, von denen sich aber nur wenige etablieren konnten (die Spanne reicht da von Jenny Erpenbeck über Juli Zeh und Franziska Gerstenberg bis zu Julia Franck).
Ihre Protagonisten scheinen alle um die dreißig zu sein, sind weitgehend der existentiellen finanziellen Sorgen ledig – und auf der Suche nach dem für sie passenden Lebensentwurf, Partnerwahl inklusive. So weit, so GZSZ.
Was die Erzählungen, von denen jede eine andere Variante durchspielt, aber lesenwert macht, sind zum einen ihre sehr diffizilen, glaubwürdigen Personen. Und zum anderen der unaufgeregte, lakonische und doch athmosphärische Stil. Es gelingt ihr hervorragend, den geneigten Leser, die geneigte Leserin in ihre Geschichten, in ihre Welt zu ziehen. Schon nach wenigen Sätzen fühlt sich die Umgebung genauso an, wie es der Geschichte entspricht. Ob nun in einem Geisterhaus irgendwo in den USA oder in einer Hütte mitten in Island. Man ist ebenso da. Und das gerne auch mal ohne daß nur ein Wort zur Landschaft gesagt wurde.

Kurz:
Ich finde das Buch einfach schön.

lieferbare Ausgaben.