Als ich diese Ankündigungen für ein Konzert von Dirk Michaelis in Leipzig hängen sah, fertigte ich ein photographisches Abbild an zu dem Behufe, in Verbindung mit eben diesem auf dem Kurznachrichtendienst »Twitter« alsbald ein geistreiches Bonmot zu veröffentlichen, das durch die Verbindung des Künstlernamens mit dem Auftrittsort auf eine vielleicht zu weit gehende Verehrung lokal verbundener Künstler referieren sollte und so geeignet gewesen wäre, die Gemüter zu erheitern und meinen Ruhm zu mehren.
So war der Plan.
Dann aber schaute ich mir das Plakat genauer an und stellte fest, was Dirk Michaelis da zu singen beabsichtigte. »Welthits in deutscher Sprache« nämlich. Das klang dann aber doch sehr nach Teleshop, diesem grauenhaften Ort, an dem man Welthits in noch ganz anderer Form käuflich erwerben kann (interpretiert von singenden Saxophonen etwa oder von grinsenden Gitarristen).
Dies stimmte mich nachdenklich.
Nun war ich nie ein besonders großer Freund der Kunst von Dirk Michaelis (die Karussell-Lieder, die ich mag, stammen aus der Zeit vor seinem Engagement in der Band), aber »Als ich fortging« war ein wichtiger Teil meiner jugendlichen Sozialisation und lässt mich auch heute nicht kalt. Das mag der Grund für eine gewisse sentimentale Grundsympathie sein, auch wenn ich keine Ahnung habe, was er in den letzten Jahren so getrieben hat.
Welches Recht also habe ich denn nun, wehmütig zu sein, wenn ich ein solches Plakat sehe und (möglicherweise auch vollkommen zu Unrecht) mit Assoziationen belege, von denen »Och nö, das ist aber schade« noch die freundlichste ist?
Eine Woche in ungelesenen Büchern (5)
Für diese Woche empfehle ich der geneigten Leserschaft folgende nicht gelesenen Bücher: Menschen in New York von Brandon Stanton ist die Buchumsetzung (bzw. die deutsche Übersetzung der Buchumsetzung) eines großartigen Projekts, das ich bereits seit einiger Zeit auf Facebook verfolge. Brandon Stanton läuft durch die Stadt und fotografiert Menschen. Was auch immer er dabei macht: … Weiterlesen