Rose Tremain: Adieu, Sir Merivel

Tremain Cover

Im Buchhändlerleben kommt es immer wieder vor, dass persönliche Beziehungen zu Kunden entstehen. Diese wollen dann oft mit niemand anderem mehr sprechen, von keinem anderen beraten werden, ja manchmal nicht einmal Bestellungen aufgeben, sondern gehen unverrichteter Dinge wieder davon, sollte man gerade nicht anwesend sein (oder warten, bis man sein Pausenbrot gegessen hat…)
Ich habe meine Buchhandelslaufbahn bei einem MA-Spezialisten begonnen, intensive Beratung und lauschige Gespräche über Novitäten und Klassiker sind da durchaus Mangelware. Nichtesdestotrotz, meine erste Kundin, die explizit von mir beraten werden wollte, fand sich dort – weil ich sie nicht merkwürdig anschaute, als sie ihr Interesse an historischen Romanen offenbarte*.
Ich habe in jungen Jahren sehr gerne historische Romane gelesen, was im Wesentlichen dem Einfluss Alexandre Dumas´ auf mein junges Gemüt geschuldet ist, aber nach einer sehr extensiven Christian-Jacq-Phase hat sich mein Leseinteresse doch anderen Gefilden zugewandt.
Nun fand ich aber bei dem immer noch empfehlenswerten Projekt Blogg Dein Buch einen neuen Roman von Rose Tremain, immerhin mit dem Orange Prize ausgezeichnete Autorin, die zudem bei Insel Verlag publiziert wird, was mir ein gutes Zeichen erschien.
Ein nicht mehr ganz junger Vertrauter des englischen Königs Karl II., der Arzt Sir Merivel, sucht nach neuen Herausforderungen und begibt sich nach Frankreich, um in Versailles am Hofe zu reüssieren, was gründlich danebengeht. Immerhin aber ergibt sich eine Liebesbeziehung zu einer unglücklich verheirateten Frau und zu guter Letzt steht seine Loyalität zum König vor einer Prüfung.
Kann man machen, dachte ich mir, Mid-Life-Crisis in einem Zeitalter ohne Porsche, das könnte recht unterhaltsam werden.
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