Eine Woche in ungelesenen Büchern (7)

Buchhändler_innen haben niemals Zeit, schon gar nicht zum Lesen. Deshalb müssen sie ja auch ständig ihren Kund_innen sagen, welche Bücher sie lesen sollen. Da möchte ich nicht zurückstecken und auch in dieser Woche wieder der geneigten Leserschaft einige Bücher zur Lektüre empfehlen, die mir aus den verschiedensten Gründen in die Hände gefallen sind.

Was freilich für das erste Buch schon einmal gar nicht stimmt. Denn dieses erscheint erst im Februar 2015. Womit aber natürlich niemand daran gehindert sein sollte, Sibylle Bergs neuen Roman

Cover Berg Der Tag an dem meine Frau einen Mann fand

Der Tag, als meine Frau einen Mann fand umgehend auf die Erwerbungsliste zu setzen. Denn Frau Berg ist immer und unbedingt zu lesen und ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Roman großartig wird.

Cover DeMarco Als auf der Welt das Licht ausging

Als auf der Welt das Licht ausging von Tom DeMarco ist kein Roman über e.on, sondern das Belletristik-Debüt eines Software-Projektmanagement-Helden. In diesem Wissenschaftsthriller wird das ganz große Rad gedreht, ausgehend von der Idee, dass es einem Physiker-Team gelingt, endlich die Zeit in den Griff zu bekommen. Was zunächst akademisch bleibt, bis sie feststellen, dass nur sie mit Hilfe ihrer Entdeckung die Selbstzerstörung der Menschheit aufhalten können. Allerdings zum Preis sämtlichen technischen Fortschritts. Dass die Kollegen da ins Grübeln kommen, finde ich einen bemerkenswerten Dreh und könnte mich überzeugen, das Buch tatsächlich zu lesen.

Und wo wir schon bei Physikern mit Allmachtsphantasien sind:

Cover Mike Brown Wie ich Pluto zur Strecke brachte

Ein enger Freund von Dr. Sheldon Cooper würde Mike Brown wohl nie werden, dass er es freilich auch nicht vorzuhaben scheint, legt der Untertitel seines Buches Wie ich Pluto zur Strecke brachte nahe. Der lautet nämlich nicht: »Und es mir leid tat, worauf ich mein Leben im Büßergewand verbrachte«. Nein, er wählte als Untertitel »und warum er es nicht anders verdient hat«. Dieser Erfahrungsbericht scheint mir aber aus einem bestimmten Grund höchst interessant: Es war und ist so, dass Mike Browns (Mit-)Entdeckung von Eris für die Aberkennung des Planetenstatus für Pluto ein Auslöser war. Erstaunlich ist nun, welche Auswirkungen dies für Browns Leben hatte: Er wurde offenbar massiv persönlich angegriffen, was ein Fingerzeig darauf sein dürfte, dass unsere absurde Empörungs- und Diffamierungskultur keine Erfindung der letzten drei Jahre ist. Es mag ja höchst bedauerlich sein, dass der Pluto nicht mehr zu den Planeten gezählt wird, aber dass dafür Astronomen und ihre Familien bedroht werden, wirft doch ein höchst bedenkliches Licht auf den Zustand der menschlichen Zivilisation. In die Hand fiel mir das Buch übrigens, weil es jetzt nur noch 9,99 € kostet, was ich hier jetzt mal völlig absichtslos in den Raum geworfen haben will.

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