Pause (3)

Liebe geneigte Leserschaft,

dieser Blog geht in die Sommerpause. Ich vermag noch nicht zu sagen, wann die Piemont-Kirschen wieder pflück- und verarbeitungsbereit, bin aber zuversichtlich, dass es auch dieses Mal eine Rückkehr geben wird.

Bis dahin: Musik.

Hannes Wader. Aus Gründen.

Und schon morgen soll ein großer Sturm aufkommen
Und auch and’re wagen es herauszuschrei’n
Was sie beleidigt, alle Furcht vergessend
Und keinem bricht der Sturm das Zungenbein
Doch ihre Schreie packt er und die werden
Dann überall im Land zu hören sein.

Den ganzen Text gibt es hier.

Assoziationen überlasse ich wie immer ganz der geneigten Leserschaft, es sei einzig noch youtube-Nutzer Der05er zitiert:

Hannes Wader hören bedeutet für mich, die Hoffnung zu haben, dass die Menschheit noch nicht ganz verblödet ist.


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Gachmurets zweite Kulturwoche: Liedermacher

Liedermacher: Hannes Wader

Zu den wenigen musikalischen Prägungen meiner Jugend, die ich heute nicht ausschließlich mit dieser rührseligen Mischung aus Melancholie und Peinlichkeit höre, die nicht selten beim Wiederhören der Musik aus der eigenen pubertären Phase entsteht, sondern aus Überzeugung und mit Genuß höre, zählt Hannes Wader.
Der Typus des klassischen politischen Singer/Songwriters mit Verpflichtung zum Folk, den Wader verkörpert, muß auf das heutige Publikum massiv anachronistisch wirken.
Der komplette Verzicht auf Effekthascherei, das Setzen auf die reine Überzeugungskraft des Wortes, auf die Aufnahmefähigkeit des Publikums, das Vertrauen darauf, daß einem zugehört wird (und zwar länger als 3 Minuten) – das wirkt heute seltsam.
Es gibt Songs von Wader, die sind sieben, acht, manchmal sogar 12 Minuten (Der Tankerkönig, und der ist noch nicht mal gesungen) lang und bestehen aus nichts anderem als Text, Melodie und Gitarrenbegleitung (also, eine Gitarre, akustisch).
Zuhören ist also Pflicht, lohnt sich aber auch.
Die große Zeit der Liedermacher hierzulande waren die Jahre nach 68, vor allem also die 70er und die Zeit der Friedensbewegung in den 80ern. Diese Zeit voll bunter, manchmal auch irrsinniger Ideen spiegelt sich auch in Waders umfangreichem, vielfältigen Werk der letzten Jahrzehnte.
Neben vielen politischen Liedern mit Zeitbezug, proletarische Kampflieder, Volkslieder in hochdeutsch und Platt und Lieder aus dem Alltag. Nicht alles ist also auch heute noch uneingeschränkt zu empfehlen. 😉
Hannes Wader ist aber vor allem ein sehr genauer Beobachter, Figuren wie die Anke aus dem Bioladen sind treffliche Beschreibungen so mancher Zeitgenossen.
Und es gibt eben wahre Perlen, die den Kauf einer Compilation als angemessen erscheinen lassen sollten (wie diese oder diese) und eine solche möchte ich der geneigten Leserschaft heute vorstellen. Ich empfehle dieses Lied seit vielen Jahren als Entscheidungshilfe für junge Männer und Frauen, die vorhaben, Soldat zu werden. Wenn er oder sie danach immer noch zur Armee will, so sei es. Falls nicht, ist Soldatsein vielleicht nicht das richtige für den weiteren Lebensweg.

P.S.: Wie oft bei seinen besten Sachen, stammt hier nur der Text von ihm. Er textet meiner Meinung nach deutlich besser als er komponiert.
P.P.S.: Ich habe ihn bei einem Auftritt 2004 auf der Burg Waldeck mit Lydie Auvray gesehen. Mir schien es, als sei es ihm eine Verpflichtung, es erneut zu singen – und mir schien Verzweiflung darüber, es wieder singen zu müssen in seinem Gesicht zu liegen. Kann aber auch meine Überinterpretation sein.